Katja Laurien

Inspiration auf deiner spirituellen Reise

Das Heilige Verlangen nach Liebe

7. November 2021 • Katja Laurien

Wir sehnen uns alle nach Liebe. Das ist eine Tatsache. Wir sind programmiert um uns mit unseren Mitmenschen auf verschiedenste Arten und Weisen verbinden zu wollen. Jedoch gibt es immer mehr Menschen die sich damit zufrieden geben keine Freunde zu haben und Single zu sein. In diesem Post möchte ich gerne das fehlende Verlangen nach Liebe besprechen, mit speziellen Fokus auf romantische Beziehungen.

Fangen wir an mit der Frage warum wir uns unserer eigenen Natur so widerstreben indem wir uns von der Liebe abschneiden? Es gibt verschiedene Gründe, aber in diesem Post bespreche ich spirituelle, gesellschaftliche und persönliche Gründe. Fangen wir an mit dem spirituellen Grund um unsere Sehnsucht nach Liebe zu unterdrücken. Eines der bekanntesten Aussagen vom Buddha ist, dass das Verlangen die Quelle des Leidens ist. Tiefes Verlangen nach etwas fesselt uns quasi, was dazu führt dass wir leiden. Asu dem Grund entscheiden sich viele Menschen auf dem spirituellen Pfad - mit ihrem Ratio - dazu ihr Verlangen nicht zu verfolgen, auch wenn es das Verlangen nach Liebe ist. Immerhin können wir nicht enttäuscht werden wenn wir keine Erwartungen haben. Stattdessen probieren wir uns selbst zu lieben, damit wir uns selbst mit all unseren Sehnsüchten versorgen können. Letztlich liegt wahre Freude ja ins uns selbst, wieso sollten wir dann danach Verlangen eine andere Person miteinzubeziehen?

Die meisten westlichen Gesellschaften lassen uns auch im Glauben, dass wir schwach und dumm sind wenn wir uns nach der Liebe sehnen. Sehnsüchtig eine Beziehung haben zu wollen lässt und abhängig und bedürftig erscheinen. In den letzten Jahrzehnten hat der Wert der persönlichen Unabhängigkeit enorm zugenommen, während wir von einer kollektiven Gesellschaft in einer individuellen Gesellschaft übergegangen sind. Wir definieren eine erfolgreiche Person als jemand der komplett unabhängig ist, sowohl finanziell als auch emotional. Unsere Gesellschaften schauen herunter auf Menschen die ihr Leben nicht im Griff haben und entweder abhängig sind vom Staat oder von ihren Mitmenschen um ihr Leben lebenswert zu machen. Obwohl die meisten Menschen sich nicht so offen darüber äußern, wissen die meisten dass man auch als Versager abgestempelt wird, wenn man emotional Abhängig ist. Und wer möchte denn ein Versager sein im Auge der Gesellschaft? Also entscheiden wir uns dazu, dass es besser ist unser Verlangen nach Liebe und Verbindung tief in unserem Inneren zu begraben. Vielleicht wird uns eines Tages jemand für unsere tapfere Unabhängigkeit lieben.

Natürlich haben der Buddha und die Gesellschaft ihe Gründe um zu implizieren, dass emotionale Abhängigkeit äußerst schädlich sein kann für unser Wohlbefinden. Und wir haben wahrscheinlich auch alle an unserem eigenen Leib schonmal verspürt wie schmerzhaft diese Abhängigkeit sein kann. Ich rede nicht unbedingt von den vielen Abweisungen und gescheiterten Beziehungen, die wir alle schon erfahren durften. Es fängt nämlich schon viel eher, in unserer Kindheit. Kinder sind buchstäblich abhängig von ihren Eltern oder Versorger. Sie sind nicht nur finanziell abhängig sondern auch emotional. Sie brauchen die Liebe und Verbindung um überhaupt überleben zu können. Vor allem sehr kleine Kinder folgen ihrem natürlichen Instinkt und streben ihrem Verlangen nach Liebe nach ohne sich auch nur eine Sekunde dafür zu schämen. Je älter sie werden, jedoch, umso mehr sie anfangen zu verstehen, dass sie nicht immer sie nicht immer so viel Liebe kriegen können wie sie wollen und dass auch die Qualität oft zu wünschen übrig lässt. Das ist nicht unbedingt die Schuld der Eltern, da sogar die besten Eltern nicht in der Lage sind um die Bedürfnisse ihrer Kinder rund um die Uhr erfüllen zu können. Um Enttäuschungen zu vermeiden lernen wir unser Verlangen nach Liebe zu kontrollieren - manche besser als andere. Wir lernen, dass wenn wir nicht um Liebe fragen, wir nicht abgewiesen oder enttäuscht werden können. Zur gleichen Zeit denken wir, dass wenn wir unsere Eltern nicht belästigen, wir eines Tages belohnt werden für unser gutes Benehmen. Manche von uns haben auch gelernt, dass “Liebe” und “Zuneigung” schmerzhaft sein können, wenn unsere Eltern uns erstickt oder kontrolliert haben. In diesen Fällen fühlt es sich sicherer an um nicht in Verbindung zu stehen.

Ich glaube, dass es ziemlich deutlich ist warum viele von uns Schwierigkeiten damit haben uns unser Verlangen nach Liebe einzugestehen. Auch ich durfte aus erste Hand erfahren wie furchteinflößend es sein kann um sich öffentlich nach Liebe zu sehnen. Die Aufmerksamkeit die ich von meinen Eltern erhielt war nicht immer optimal, vor allem da sie in verschiedenen Ländern wohnten und nach der Scheidung als ich fünf war sogar auf verschiedenen Kontinenten. Ich musste immer einen von beiden vermissen, also bracht ich mir selber bei sie nicht zu vermissen wenn ich beim anderen Elternteil war. Als ich mit 16 zum ersten Mal ganz alleine in den Urlaub fuhr, war ich unheimlich stolz auf mich, dass mir keine von den beiden auch nur eine Sekunde gefehlt hat. Ich fühlte mich stark, unabhängig und frei. Später als Erwachsene verbracht ich den Großteil meines Lebens Single und kann aufrichtig sagen, dass die ich die Zeit als Single mehr genossen habe als die Zeit in meinen Beziehungen. Obwohl mir manchmal die Liebe und Verbindung fehlte, habe ich diese Idee schnell wieder fahren lassen wenn ich mich daran erinnerte wie gefangen und verletzt ich mich fühlte jedes Mal wenn ich in einer Beziehung war. Wenn ich Single war fühlte ich mich wenigstens frei und stark.

Zum Glück habe ich in den letzten Jahren viel gelernt von meinen Beziehungen und auch von der Zeit die ich als Single verbracht habe. Meine letzte Beziehung war dann auch zum ersten Mal eine die sehr angenehm war und viel Spaß gemacht hat. Infolgedessen hatte ich dann auch keine Angst um eine neue Beziehung anzufangen und verspürte sogar zum ersten Mal richtig das Bedürfnis nach einer Beziehung. Sofort spürte ich wie dieses Verlangen mir ein unangenehmes Gefühl gab. Ich schämte mich für mein Verlangen und hatte Angst um bedürftig oder schwach rüberzukommen. Mein ganzes Leben hatte ich so hart gearbeitet an meiner Unabhängigkeit, es fühlte sich fast so an als würde ich mich selber betrügen. Aber die Sehnsucht war da, das war nun Mal ein unbestreitbarer Fakt meiner Realität.

Über die Jahre auf dem spirituellen Pfad habe ich gelernt, dass die Situation in der ich bin und die Gefühle die dazu gehören ein wichtiger Indikator sind dafür was ich wirklich will im Leben. Ich fühlte mich hin- und hergerissen zwischen meinem Wunsch mich stark und frei zu fühlen und mein Verlangen nach einer bedeutsamen Verbindung zu einem anderen Menschen. Normalerweise würde mein Wunsch um mich frei zu fühlen gewinnen, weil ich auch einfach wenig schöne Erinnerungen hatte an meine Beziehungen. Diesmal wusste ich jedoch, dass eine Beziehung nicht unbedingt bedeutet, dass ich mich gefangen und verletzt fühle. Jetzt wusste ich, dass gesunde Beziehungen keine Illusion sind, warum sollte ich mich dann davon abhalten etwas zu wollen, was mir so ein gutes Gefühl gab?

Es hat mich eine Weile gebraucht um herauszufinden wie ich mein Verlangen nach Liebe vereinen konnte mit einem glücklichen Single-Dasein. Wie gewöhnlich beinhaltete es mir meine eigenen Gefühle zu erlauben. Ich erlaubte mir selber mein Verlangen und meinen Widerstand dagegen gleichzeitig zu spüren, ohne Urteil. Nachdem ich eine Weile meine Gefühle beobachtet hatte, merkte ich wie ich anfing mein Gefühl des Verlangens zu genießen. Es gab mir ein Gefühl der Lebendigkeit, es erfüllte mich Vorfreude und manchmal gab es mir sogar den Eindruck geliebt zu sein. Zur gleichen Zeit merkte ich, dass mein Widerstand auf Angst basierte. Nicht unbedingt auf die Angst um abgewiesen zu werden, sondern auf der Angst nicht zu wissen ob jemand mich abweisen kann ohne dass ich mich selbst dabei verliere. Ich hatte keine Angst davor von jemand anderen abgewiesen zu werden, ich hatte Angst mich selbst abzuweisen.

Mir wurde klar, dass mir meine Jahre als Single unheimlich dabei geholfen haben um mich mit mir selber in Verbindung zu bringen und darauf vertrauen zu können, dass ich mir selber eine gute Freundin bin. Aus dem Grund bereue ich es auch nicht, dass Beziehungen immer fern gehalten habe. Es war genau was ich dem Moment brauchte um mich mit mir selbst in Verbindung zu bringen. Es war was ich brauchte um meine eigenes Gefühl der Inneren Sicherheit zu kreieren. Sei dir selbst also auch nicht böse, wenn du es einfach nicht schaffst um dir selbst dein Verlangen nach Liebe zu gestatten und schon der Gedanke an Intimität dir Furcht einflößt. Nimm es also ein Zeichen um anzufangen dich mit dir selbst zu verbinden und anzufangen dir selbst zu vertrauen. Achte jedoch drauf, dass du die Single-Zeit nicht nutzt als Ausrede um dich nicht verbinden zu müssen, sondern um dich selbst vorzubereiten auf eine gesunde Verbindung.

Außerdem wurde mir auch klar, dass es noch einen weiteren Faktor gibt der das Verlangen nach der Liebe unnötig kompliziert macht: das Verlangen nach einer bestimmten Person. Meiner Meinung nach hätte der Buddha sagen sollen, dass das Verlangen selbst nicht das Problem ist, sondern es problematisch wird wenn wir nach etwas spezifischem (oder einer spezifischer Person) verlangen. Jemanden anderes kontrollieren zu wollen kann sehr frustrierend sein und kreiert unweigerlich Leiden. Wenn du Hunger hast und die willst nur eine spezifische und seltsame Delikatesse essen, wirst du leiden. Wenn du aber Hunger hast und du bist auf dem Weg zum Markt und deine einzige Voraussetzung ist, dass es frisch und nahrhaft ist, wirst du schon bald etwas finden was dich anspricht und du genussvoll essen kannst. Es egal ob wir eine spezifische Person wollen oder dass wir einen speziellen Typ warten, in beiden Fällen trennen wir uns von der wahren Liebe. Wir warten nur auf das “perfekte Match” weil wir tief im Inneren unsicher sind. Wir warten auf die Person bei der wir uns nie mehr unsicher oder verletzt fühlen brauchen. Da diese Person einfach nicht existiert, warten wir für den Rest unseres Lebens. Wenn wir uns bewusst machen, dass es viele verschiedene Menschen gibt mit denen wir eine bedeutsame Verbindung kreieren können, sind wir im Grunde genommen frei. Dann können wir die Menschen nämlich loslassen die entweder kein Interesse in uns haben oder die nicht in der Lage sind sich mit uns zu verbinden auf der Ebene die wir uns wünschen. Stattdessen können wir Menschen gewähren in unser Leben zu treten die auch aufrichtig an uns interessiert sind und sich auch in Liebe verbinden wollen und die Zeit mit ihnen genießen solange es anhält. Und wenn es dann vorbei ist, können wir den anderen einfach gehen lassen, weil wir wissen dass es genügend andere Menschen und Arten und Weisen gibt diese tiefe Liebe zu spüren und dass man es nicht nur in dieser einen Person finden kann. Dies ist ein Ausdruck der Freiheit, des Friedens und der Liebe - alles zur gleichen Zeit.

Wir leiden in der Liebe nicht nur, weil wir erwarten von einer spezifischen Person geliebt zu werden der diese Liebe nicht erwidern kann, sondern auch weil wir im Glauben sind, dass Liebe etwas seltenes ist. Das ist aber nicht wahr. Liebe fühlt sich selten an, weil wir es unbewusst abwehren mit unserer Angst um es in unser Leben eintreten zu lassen. Wir können nur Liebe empfangen wenn wir es erlauben einzutreten - das ist ein universelles Gesetz. Solange wir Angst davor haben Liebe zu geben oder zu empfangen wird es einfach nicht kommen. Stattdessen empfangen wir Lektionen die uns dabei helfen eines Tages wahre Liebe zu empfangen. Sogar wenn wir wahre Liebe empfangen hält unsere Angst uns davon ab es als solches erfahren zu dürfen. Somit erkennen wir die Liebe nichtmals wenn sie vor unserer Nase steht und denken wir also, dass Liebe etwas seltenes wäre. In Wahrheit ist die Liebe jedoch überall. Aus dem Grund kann das Verlangen um Liebe zu empfangen nie Leiden schaffen, weil es im Überfluss ist. Darum kreiert unser Verlangen um zu atmen auch selten Leiden.

Wenn wir uns bewusst werden, dass die Macht in unseren eigenen Händen liegt, können wir anfangen uns zu entspannen. Wir wissen, dass wir weder den anderen noch die Situation kontrollieren zu brauchen. Wir müssen lediglich unsere Innere Sicherheit spüren, welches es um einiges einfacher machen wird um uns selbst zu erlauben unser Verlangen nach Liebe zu spüren. Wenn wir uns selbst erlauben das Verlangen zu spüren, ist es als ob wir der Liebe eine Einladung schicken. Danach brauchen wir uns nur zurück zu lehnen, zu entspannen und darauf zu vertrauen, dass die Liebe unsere Einladung annehmen wird. Letztlich spüren wir alle die Sehnsucht nach Liebe und Verbindung, ob wir stark genug sind uns das einzugestehen oder nicht. Je mehr wir es jedoch unterdrücken, umso schmerzhafter und qualvoller es wird. Obwohl es furchteinflößend und schwierig ist, erlaube dir deine eigene Natur zu folgen und dein Herz zu öffnen für das heilige Verlangen nach Liebe.