Es hat sich ziemlich schnell herausgestellt, dass das Coronavirus mehr ist “nur” als eine gesundheitliche Herausforderung. Als ob das nicht schlimm genug wäre, haben die Maßnahmen und deren Konsequenzen zu so vielen verschiedenen Meinungen und Ansichtsweisen geführt, welche die Komplexität unserer modernen Gesellschaft und die Interdependenz zwischen Menschen und sogar Nationen hervorgehoben haben. Wir wurden bombardiert mit Zahlen und “Fakten” welche sich interessanterweise fast immer widersprochen haben, wodurch es zunehmends schwieriger wurde zu wissen wem man Vertrauen und Glauben schenken kann und wem nicht. Dies hat zu Verwirrung und Angst in vielen Menschen geführt, welches in jedem durch ein andere Thema ausgelöst wurde, je nachdem ob man sich auf den gesundheitlichen, sozialen, politischen, wirtschaftlichen oder emotionalen Aspekt der Krise konzentriert hat. Die Welt hat sich in Gruppen aufgeteilt, alle mit einem anderen Gedankengang, alle mit einem berechtigten Standpunkt, aber nicht alle miteinander zu vereinen. Ich fühlte mich hin und her gerissen zwischen den verschiedenen Standpunkten. Einerseits ist es natürlich wichtig die eigene Gesundheit und deren anderer zu respektieren (ob die Gesundheit nun in Gefahr gebracht wird durch eine Virus oder durch fehlende Finanzen), aber gleichzeitig finde ich es auch sehr wichtig unsere Freiheit zu sichern und ein gewisses Mass an Autonomie zu behalten und auch unsere sozial-emotionale Gesundheit weiterhin zu pflegen.
An einem gewissen Punkt wurde mir die Schwere der Situation, der Massnahmen und die gesellschaftlich Stimmung ein bisschen zu viel. Je verwirrter ich war, umso ängstlicher wurde ich auch und fühlte ich mich zunehmends einsam und hatte Angst meine Gedanken mit anderen zu teilen, da ich ja aus Versehen jemanden gegen den Strich bürsten konnte. Die Tatsache, dass viele Landesgrenzen wieder zu machten und ich meine Lieben im Ausland nicht mehr sehen konnte (ich habe ziemlich viele Freunde und Familie im Ausland), besorgte mir noch mehr Einsamkeit und Frust.
Nachdem ich fast eine Woche am Stück jeden Tag geheult habe, mich einsam, verwirrt und hoffnungslos fühlte, wurde mir bewusst, dass meine Gefühle mir etwas deutlich machen wollten: Ich versuchte diese offensichtlich emotionale (und viel zu komplexe) Situation auf einer rationalen Ebene zu lösen. Ich war aktiv dabei “Lösungen” zu suchen, was unweigerlich zu Frust und Hoffnungslosigkeit führte, da solche Sachen nicht mit dem Verstand zu lösen sind. Natürlich kann man Aspekte dieser Situation mit dem rationalen Verstand lösen aber nur wenn er auf dem soliden Fundament unserer gesunden Intuition ruht.
“Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Verstand ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.”
- Albert Einstein
Die Komplexität unserer aktuellen Situation hat mir sehr deutlich vorgeführt wie unbrauchbar unser rationaler Verstand ist in solchen Situationen. Je mehr ich rationalisierte, umso mehr Frust baute sich auf. Aber wie immer versuchen unsere Emotionen uns eine wichtige Lektion zu erteilen, und in diesem Fall probierte meine Verwirrung und Angst mir zu zeigen, dass ich eine Pause brauchte. Intuitiv wollen wir in dem Moment handeln, aber eigentlich sollte man wenn man verwirrt ist gerad aufhören nach einer Lösung zu suchen, aufhören zu rationalisieren, aufhören zu urteilen und einfach nur anfangen in sich hineinzuhören. Als ich mir diese Pause gönnte und anfing meine Energie auf mein Innenleben zu richten, statt auf die Außenwelt, wurde mir klar, dass mir nicht eine Lösung fehlte, sondern ein solides Fundament auf dem ich zu einer Lösung kommen konnte die sich für mich gut anfühlte.
Ich war nicht mehr im Einklang mit meiner Intuition, weshalb ich anfing mich zu richten nach den Meinungen und Ängsten anderer, ohne zu wissen was ich wirklich dachte oder fühlte. Sobald mir bewusst wurde was los war, fing ich an mich wieder in Verbindung zu setzen mit meiner eigenen Intuition und stellte fest, dass ich wenig Vertrauen hatte in mich selbst, in andere Menschen und vor allem in das Universum. Das hat mir geholfen den Fokus weg zu nehmen von dem was mir Angst macht und stattdessen zu schauen was sich hinter dieser Angst und Verwirrung versteckt. Mir wurde klar, dass der wirkliche Grund nicht unbedingt mit den Geschehnissen in der Außenwelt zu tun hatten, sondern eine Projektion meiner Innenwelt war. Ich erkannte meine innerliche Verwirrung über wer ich bin; wo ich fange und wo ich aufhöre und was meine Ziele und Prioritäten im Leben sind. Je mehr ich mich mit meiner Intuition in Verbindung setzte, umso mehr ich wieder anfangen konnte zu vertrauen. Ich bemerkte, dass dieses Vertrauen meine Welt in nur 1-2 Wochen komplett veränderte. In der Außenwelt hatte sich nichts getan, aber meine Innenwelt war plötzlich ruhig und friedlich.
Mit dem Vertrauen kam (ziemlich Klischee, aber einfach wahr) die Erkenntnis, dass alles aus einem Grund passiert. Plötzlich konnte ich die Welt aus einer anderen Perspektive sehen. Meine Weltuntergangs-Stimmung in der ich mir sorgen machte um die sozial-emotionale Entwicklung unserer Welt (sozialer Zwiespalt, soziale Isolation, das Erziehen unsere Kinder in einer “kalten” Gesellschaft etc.), änderte sich plötzlich in Hoffnung. Ich begriff, wieder einmal, dass es zum Leben dazu gehört, dass** etwas zerstört werden muss, wenn man etwas neues aufbauen möchte**. Jedes Ende ist ein Neuanfang. Und Chaos ist ein ziemlich deutliches Zeichen dafür, dass das Ende naht… Vielleicht ist dieses Chaos genau das was wir brauchen um eine bessere Gesellschaft zu erschaffen welche aus gesünderen Individuen besteht. Menschen müssen oft erst am Boden zerstört sein, bevor sie erwachen und den Weg zur Erleuchtung betreten. Also, wer bin ich denn um mir Sorgen zu machen um die Geschehnisse in unserer Gesellschaft? Wer bin ich um zu wissen was das Beste ist für unsere Gesellschaft? Unsere Gesellschaft war vorher schon nicht besonders gesund, dementsprechend ist es vielleicht nicht das Beste um den status quo aufrecht erhalten zu wollen. Um es Mal aus der Perspektive der Hindus zu betrachten: Vishnu’s Arbeit ist geleistet, Shiva herrscht im Moment und bald wird Brahma uns etwas besseres präsentieren.
Diese Einsicht hat mir enorm dabei geholfen ein bisschen zu entspannen. Plötzlich konnte ich mir vorstellen, dass diese Situation vielen die Augen öffnen kann vor der Tatsache, dass die Mehrheit der Menschen einen ungesunden Lebensstil haben und das es an der Zeit ist uns um unser Wohlergehen und unsere Gesundheit zu kümmern. Außerdem kann es auch bedeuten, dass wir unsere sozialen Kontakte mehr schätzen und wir unsere Interdependenz eingestehen können, nicht nur auf zwischenmenschlicher Ebene, sondern auch auf globaler Ebene. Zu sehen wieviele Menschen durch die Lockdowns in extreme Armut verfallen sind sollte uns bewusst machen, dass wir nicht Bürger eines bestimmten Staates sind, sondern dass wie alle Weltbürger sind und wir alle miteinander verbunden sind.
Aber bevor wir uns wirklich mit anderen verbinden können, müssen wir erst stark mit uns selbst verbunden sein. Es ist nicht unsere Pflicht als Menschen um irgendwelche strikte morale Regeln zu folgen, aber um die Verbindung in uns selbst zu erstellen und zu lernen um von dort heraus zu handeln. Wir sind alle göttliche Wesen mit den besten Intentionen für uns selbst und für anderen, aber wir müssen erst unsere Intuition von den Blockaden befreien um unsere eigene Güte zu erkennen. Von dieser internen Klarheit werden wir die Kraft finden um Entscheidungen zu treffen die sowohl uns selbst als auch unseren Mitmenschen gut tun.
Menschen zweifeln oft daran, dass es eine Win-Win-Lösung gibt in einer Situation mit so vielen Interessengruppen, aber meiner Meinung nach ist das das Resultat unseres rationalen Denkens welches ziemlich eingeschränkt ist. Wie Carl Jung so schön sagte, ist unser Bewusstsein nur die Spitze des Eisberges und haben wir nicht mal eine Idee wieviel noch in unserem Unterbewusstsein verborgen liegt. Dieses dunkle und unbekannte Gebiet zu erkunden ist was und Klarheit und Frieden in unserer Innenwelt bringen kann. Und da wir alle mit einern verbunden sind wird dieser Frieden und die Ruhe sich automatisch auch auf unsere Außenwelt ausbreiten. Letztendlich sind wir alle energetische Wesen und die Menschen müssten sich schon echt bemühen um sich nicht von deinen positiven Vibrationen beeinflussen zu lassen ;)
Sobald wie wir eine gesunde Verbindung zu uns selbst aufgebaut haben, werden wir automatisch auch mehr Vertrauen in unsere Mitmenschen haben. Es ist unmöglich um sich selbst wirklich sehen zu können und zur gleichen Zeit getäuscht zu werden von dem Schatten anderer. Stattdessen, werden wir den Schatten anderer nutzen um unseren eigenen Schatten besser verstehen zu können. Egal wie schmerzhaft die Projektion dieser Schatten ist, es ist immer eine Einladung um mehr innerliche Klarheit zu kriegen und den Bezug zu sich selbst zu vertiefen.
“Nichts außerhalb von dir hat Macht über dich.”
- Ralph Waldo Emerson
Dies ist wo unsere wirkliche Macht liegt: In der Tiefe unserer Seele. Wir brauchen uns nicht davor zu fürchten, dass andere unser Leben diktieren werden, da deine Macht immer in deinen Gedanken und Handlungen liegt. Krankheit ist nicht unbedingt das Ende unseres Lebens (und kann sogar ein Neuanfang sein), wie schon viele Krebsüberlebende der Welt bewiesen haben. Auch das Verlieren unserer Freiheit bedeutet nicht, dass unser Leben wertlos ist, wie der bekannte Psychiater und KZ-Lager Überlebende Viktor Frankl so schön festgelegt hat in seinem Buch “…Trotzdem Ja zum Leben Sagen” und was er in diesem Zitat reflektiert:
“Eine der letzten menschlichen Freiheiten ist, seine Einstellung unter welchen Umständen auch immer frei wählen zu können und einen eigenen Weg wählen zu können. Und es gibt immer Entscheidungen zu treffen. Jeden Tag, jede Stunde, hat man die Gelegenheit eine Entscheidung zu treffen, eine Entscheidung die bestimmt ob du dich diesen Mächten, die dich deines Selbst und deiner innerlichen Freiheit versuchen zu berauben, unterwirfst oder nicht; die bestimmen ob du ein Spielzeug der Umstände wirst oder nicht und du dich deiner Freiheit und Würde entsagst…”
- Viktor Frankl
Also, wie entscheidest du dich? Wirst du dich dazu entscheiden von deiner Angst, deiner Verwirrung und deiner Hoffnungslosigkeit zu lernen? Oder bleibst du stecken in der Hilflosigkeit oder Widerstand und ignorierst du die Nachricht deines Unterbewusstseins und beschuldigst du weiterhin andere für das Chaos in deinem Innenleben? Mein Wunsch für die Welt ist es diese außergewöhnliche Situation als eine wertvolle Lektion anzusehen. Es löst aus gutem Grund so viele verschiedene Gefühle in Menschen aus, da wir alle eine andere Lektion lernen müssen und diese allumfassende globale Krise ist der perfekte Lehrer für die gesamte Menschheit, wir brauchen diese Lektion nur anzunehmen…